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150 Jahre DRK: Interview mit dem Vorsitzenden des Ortsvereins Eschweiler Ulrich Dreiner

(26.10.2013) Angefangen hat alles mit einem Erste-Hilfe-Kurs. Ulrich Dreiner ist Vorsitzender des Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes. Im Interview spricht er über das Ehrenamt und den Karneval in Eschweiler.

Eschweiler. Das Deutsche Rote Kreuz feiert Geburtstag: 150 Jahre wird das DRK heute alt. Der Schweizer Henry Dunant gründete im Jahr 1863 den Vorläufer des DRK. Auch in Eschweiler gibt es Ortsvereine der Organisation – zwei sogar, einen in Eschweiler und einen in Dürwiß. Zum Geburtstag des DRK haben wir uns mit dem Vorsitzenden des Eschweiler Ortsvereins Ulrich Dreiner unterhalten.

Das DRK ist in den vergangenen Wochen immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Macht sich das in Ihrer Arbeit bemerkbar?
Dreiner: Das ist wirklich mehr als misslich. Das tut mir als Ehrenamtlichem weh. Außerdem bekommen unsere Helfer das auch ab. Sie, die einen großen Teil ihrer Freizeit opfern, bekommen den Spiegel vorgehalten, obwohl sie nichts dafür können. Das Rote Kreuz lebt davon, dass 80 Prozent der Mitglieder ehrenamtlich arbeiten. Ereignisse wie die Jahrhundertflut wären ohne die Helfer nicht zu bewältigen. Auch Nachwuchsarbeit ist für uns von elementarer Bedeutung. Wenn dann so etwas aufkommt, ist das schädlich für Helfer-Organisationen. 150 Jahre DRK ist auch ein Dankeschön an all die ungenannten Helfer.

Sie sind vor 38 Jahren zum DRK gekommen. Wie sind sie zum DRK gekommen und was hat sich im Lauf der Jahre geändert?
Dreiner: Ich habe in der Schule einen Erste-Hilfe-Kurs des DRK mitgemacht. Das hat mir großen Spaß gemacht. Ich bin dann einfach danach noch mal zum DRK gegangen – und dabei geblieben. Zu den Veränderungen: Früher war es selbstverständlich, dass man für Einsätze freigestellt wurde. Die Arbeitgeber haben damals gesagt: „Moment, das kann mir ja auch morgen passieren.“ Ich selbst war zehn Jahre beim Katastrophenschutz anstelle des Wehrdienstes. Wir mussten 200 Stunden Arbeit nachweisen, die meisten von uns gab es keine Diskussionen, ob man freigestellt wird.

Und das ist heute nicht mehr so?
Dreiner: Es gibt glücklicherweise Arbeitgeber, die immer noch so denken. Aber es gab ja dieses Beispiel, dass einem ehrenamtlichen Helfer nach einem Einsatz gekündigt wurde. Da kommt man als Ehrenamtlicher dann schon ins Grübeln, schließlich werden ja auch unzählige Stunden in die Ausbildung investiert. 520 sind es alleine bei einem Rettungssanitäter. Ohne diese gut ausgebildeten Helfer wäre Vieles gar nicht mehr möglich.

Zum Beispiel?
Dreiner: Es gäbe keinen Martinszug mehr, keine Sportveranstaltungen ohne die Menschen, die helfen. Nehmen wir das Beispiel Loveparade. Ich will nicht wissen, was dort noch passiert wäre, wenn nicht so viele Helfer vor Ort gewesen wären. Oder der Rosenmontagszug. Ohne die Helfer-Organisationen wäre auch dieser nicht möglich.

Zurück zu den Veränderungen. Heute arbeiten DRK, THW, Feuerwehr etc. meist Hand in Hand. Wie war das damals?
Dreiner: Als ich zum DRK kam, gab es eine Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen in diesem Maße nicht. So richtig aufgefallen ist mir das damals unter anderem, als ich zum ersten Mal im Rosenmontagszug mitgegangen bin. Da gab es eine Gruppe Johanniter, eine Gruppe Malteser, eine Gruppe DRK usw. Dann haben wir uns alle zusammengesetzt und gesagt: „Wir müssen was tun!“ Heute funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. Auch die beiden DRK Ortsvereine Eschweiler und Dürwiß arbeiten eng zusammen. So haben wir zum Beispiel eine gemeinsame Halle für unsere Wagen.

apropos Karneval. Da sind sie auch aktiv...
Dreiner: Ich bin seit 1982 in der Scharwache. Dort habe ich keine Vorstandsfunktion oder ähnliches. Das mache ich aus „Spaß an d‘r Freud“. Ich bin in der 4. Korporalschaft (In dieser Korporalschaft sind auch die designierten Narrenherrscher Christian Leuchter und Frank Lersch. Ulrich Dreiner war damals Pate bei der Aufnahme von Christian Leuchter in die Scharwache,d. Red.).

Was macht für sie Karneval aus?
Dreiner: Karneval ist gerade hier in Eschweiler einfach ein schönes Brauchtum, das gepflegt werden muss. Wenn man dann schon mal etwa an Weiberfastnacht mittags stark Betrunkene sieht, hat das nichts mit Brauchtumspflege zu tun. Persiflage, jemandem den Spiegel vorhalten, mal Abstand von den ernsten Dingen des Lebens nehmen – das gehört für mich zum Brauchtum Karneval. Und dass die Karnevalisten nicht nur gut feiern können, sondern auch stets für den guten Zweck da sind, zeigt sich bei der vorweihnachtlichen Blutspende-Aktion mit den Prinzen.

Was ist das für eine Aktion?
Dreiner: Seit vielen Jahren ist es gute Tradition, dass der neue Prinz und sein Zeremonienmeister und auch viele Ex-Prinzen und Menschen aus ihrem Gefolge an einer Blutspende im Krankenhaus teilnehmen. Die meisten werden danach von Erst- zu Dauerspendern. Überhaupt sind Blutspenden natürlich immens wichtig. Die Städteregion ist eher eine Empfängerregion, und auch das Eschweiler Krankenhaus ist immer auf Blutspenden angewiesen.

Dass Karneval nicht nur spaß bedeutet, sehen die DRK-Ehrenamtler auch immer wieder, wenn sie im Einsatz sind.
Dreiner: Wenn ich sehe, was inzwischen nötig ist, um etwa den Ablauf an Weiberfastnacht sicherzustellen, dann ziehe ich den Hut davor, mit welcher Selbstverständlichkeit die Helfer dabei sind. Dennoch wird es immer schwieriger.

Inwiefern?
Dreiner: Glücklicherweise gibt es immer weniger Unfälle an Karneval und weniger Menschen müssen mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren werden. Aber genau dafür bekommt man Geld. Nur mit Hauptamtlichen wäre das auf Grund der Auflagen gar nicht mehr zu leisten.

Welche Einsätze sind Ihnen im Lauf der Jahre besonders in Erinnerung geblieben?
Dreiner: Den Einsatz bei Wenzel & Weidmann vergesse ich bis heute nicht, als dort das brennende Öl die Straße hinunterlief. Auch an die vielen Katastrophenschutzübungen erinnere ich mich. Spannend war auch der Blick in die Nachbarländer. Das Abtasten in der Euregio und erste gemeinsame Übungen sind mir auch in Erinnerung geblieben.

Wie sieht der Mitgliederstand bei Ihnen aus?
Dreiner: Wir haben 40 Mitglieder. Vor 15, 20 Jahren waren es über 60. Derzeit stagnieren die Zahlen und gehen glücklicherweise nicht weiter runter. Natürlich sind neue Helfer jederzeit willkommen.

Warum sollte man im DRK mitarbeiten?
Dreiner: Es gibt viele Gründe, beim DRK oder auch einer anderen Hilfsorganisation mitzuarbeiten. Wenn ich Freude daran habe, anderen Menschen zu helfen, wenn ich etwas lernen möchte und das in der Gemeinschaft erleben möchte, dann kann man sich gut in diesen Organisationen engagieren. Es macht einfach großen Spaß, wenn man sieht, wie dankbar Menschen sind, denen schnell und fachgerecht geholfen wird. Außerdem haben sich bereits etliche Menschen beruflich anders entschieden, weil sie hier zusätzliche Qualifikationen erworben und einen anderen Beruf kennengelernt haben.

Quelle: Eschweiler Zeitung / Eschweiler Nachrichten vom 26.10.2013

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Wenn Ihr Interesse an der Mitarbeit beim DRK Eschweiler geweckt wurde, oder Sie Fragen zur Arbeit des DRK-Eschweiler haben, kontaktieren Sie uns unter: Eschweiler[at]drk[dot]ac

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26. Oktober 2013 15:38 Uhr. Alter: 12 Jahre